Ein Ausflug ins Alter: Tischtennis als Seniorensport


Auch im Jahr 2024 wurde der Name TTC Rösberg 1968 e.V. weit über die Bornheimer Region hinausgetragen. Neben dem normalen Meisterschaftsspielbetrieb unserer vier Herrenmannschaften gibt es parallel dazu auch noch Seniorenveranstaltungen im Deutschen Tischtennisbund. Hier spielen einigermaßen Gleichaltrige mit- und gegeneinander. Z. B. kann man ab dem 40sten Lebensjahr in der Altersklasse MS40 (man, single, 40 – 44) oder ab dem 70sten in der Altersklasse WD75 (woman, double, 75 – 79) usw. teilnehmen.

Unser rüstiger Vereinsvorsitzender Michael Junghans ist auch im Senioren-Tischtennis aktiv und trägt den Namen unseres Vereins in die Welt. Er hat zum wiederholten Mal an einer Senioren-Weltmeisterschaft teilgenommen, im Sommer dieses Jahres in Rom in MS75 (Einzel), MD75 (Doppel), MX75 (Mixed). Zuvor hat er bereits Erfahrungen sammeln können bei Europa- und Weltmeisterschaften für Senioren in Liberec, Bremen, Stockholm, Alicante, Helsingborg, Budapest und Rimini. Auf die WM im Oman musste er während der Pandemiezeit verzichten, und auch klangvolle frühere WM-Spielstätten wie Yokohama, Bali, Neuseeland, Mongolei oder Las Vegas ließen sich leider nicht realisieren.

Gleichwohl ist ein solches Mega-Sportereignis betagter SportlerInnen aus aller Welt fast mit einer Olympiade zu vergleichen, weil bei über 5000 Spielerinnen und Spielern nicht nur nervenaufreibende Matches mit den weißen Bällchen die Veranstaltung ausmachen. Neben einer jeweils sehr liebevoll inszenierten, abendfüllenden und landestypischen Opening-Ceremony, einem Ausflugstag mit breiter Palette zum Kennenlernen des Landes, und auch einer Players-Party fürs Networking im internationalen Querschnitt an AthletInnen, ist eine solche WM-Woche eine wunderbar friedlich-sportliche Begegnung von Menschen aller Kulturen. Neben den – in jungen Jahren – Welt- und Landesmeistern haben die gesundheitsbewussten, aber in die Jahre gekommenen HobbyspielerInnen samt Familienanhang und oft gar mit Personal-Trainern hier ihren Platz, in dem Bewusstsein, dass Tischtennis bis ins hohe Alter mit Freude betrieben werden kann. Sogar mancher Hundertjährige nahm bereits in bewundernswerter Fitness an diesen Wettbewerben teil!

Natürlich machen die wenigen SpitzenspielerInnen die Titel unter sich aus, aber ohne diejenigen, für die die menschlichen Begegnungen im Vordergrund stehen, wären solche fantastischen Events des organisierenden ITTF gar nicht durchführbar.

Michael freute sich sehr, seinen bereits bekannten französischen Doppelpartner Michèl aus Lyon wiederzusehen, mit dem er sich dann bis in die Hauptrunde durchkämpfte. An der Seite seiner zugelosten mongolischen Mixed-Partnerin Otgunchuluun aus Ulan-Bataar endete die Siegesserie erst am Samstag der Wettbewerbswoche: niemand aus der mongolischen Equipe ging vor dem Turnier davon aus, am Ende der Spielwoche noch im Rennen zu sein, und so waren die Rückflüge bereits für Samstag gebucht. Schade, kampflos ausgeschieden! Otgunchuluun ist übrigens ganz aktuell mongolische Seniorenmeisterin WS75 geworden, Glückwunsch!!!

Der Einzelwettbewerb in Rom war dagegen schnell zu Ende. Die drei hochkarätigen Gruppengegner aus China, Kanada und England waren nicht zu schlagen, landeten folgerichtig auch im Viertelfinale, einer wurde gar Weltmeister der Consolation-Runde. Hier galt eben das olympische Motto!

Man erfährt aber auch immer wieder neue Spielstile und lernt fremdartiges Schläger- und Belagsmaterial kennen. Wer will, kann sich dabei mit viel neuer Ware eindecken, denn rund um die Spielhallen sind alle namhaften Tischtennisartikel-Händler mit Schlägern, Bekleidung, Taschen und Robotern vertreten.

Der weitere Aufenthalt widmete sich dann familiär den Sehenswürdigkeiten und Gaumenfreuden Roms, einem Tagesbesuch der phänomenalen Ausgrabungen in Ostia Antiqua, und natürlich dem italienischen Sommer am Strand von Ostia. Der Puls war gerade wieder auf normal, da kündigten sich auch schon die herbstlichen Senioren-Bezirksmeisterschaften in Lohmar an. Hier schaffte unser Michael den Sprung aufs Treppchen, indem er den Titel des Bezirks-Vizemeisters MS75 nach Rösberg holte!

In der Folge wurde er nominiert für die Westdeutschen Seniorenmeisterschaften in Hamm/Westfalen in der Altersklasse 75 -80, wo er Ende November in seiner Einzel-Gruppe den dritten Platz belegte. Auch hier kam der gesellige Teil mit den „Konkurrenten“ nicht zu kurz. Der großartige Weihnachtsmarkt in Hamm kam hierbei sehr gelegen.

So neigt sich das Senioren-Sportjahr dem Ende zu, nicht ohne ein weiteres Mal dem TTC Rösberg 1968 e.V. international zur Ehre zu gereichen, und auch nicht, ohne wieder einmal vernünftig ausgeübten Sport als dauerhaftes Lebenselixier empfehlen zu können.

Das Buch „Training im Alterssport“, ISBN 3-77807900-X, hält eine Vielzahl klärender Erkenntnisse bereit. Einige davon seien hier sinngemäß und in loser Form genannt:

Sportler, die lebensbegleitend Sport treiben, realisieren für sich in der Regelmäßigkeit, und nicht allein im Wettkampf, ihr persönliches Spaß- und Gesundheitsanliegen.

Die Ausdauer nimmt aus gesundheitsstrategischer Sicht eine Sonderrolle unter den körperlichen Fähigkeiten ein. Die Sauerstoffbilanz verschlechtert sich gesetzmäßig mit ansteigendem Alter. Aber Anforderungen an die Ausdauer steigern nicht nur Lungen-, Herz- und Kreislauffunktion, sondern erhöhen auch die Fähigkeit des Körpergewebes, den antransportierten Sauerstoff abzunehmen und bedarfsgerecht zu verwerten. Eine gedrosselte Sauerstoffzufuhr hingegen leistet Schrittmacherdienst für eine schnelle Gewebealterung.

Eine Verringerung des körperlichen Wassergehalts ist ebenfalls eine Folge des Alterns. Mangelhafte Elastizität der Gelenkstrukturen oder eine Störung der Fließeigenschaften des Blutes sind dann zu beobachten. Die regelmäßige sportliche Aktivität dagegen erhöht den Sollwert für den Wasserbestand des Körpers. Jede stärkere physische Betätigung schiebt das Wasser gewissermaßen im Körper herum, was auch in diesem Bereich eine Erneuerung bedeutet. Alte Menschen haben eine höhere Durstschwelle, Sporttreiben im Alter aber sensibilisiert die Durstwahrnehmung, man trinkt wieder mehr.

Auch Kraft, Bewegungskoordination und Reaktionsfähigkeit erfordern einen aktiven Lebensstil und die Integration einer angemessenen Muskelaktivität im Alltag. Jede Treppe und jeder Ping-Pong-Ball sollten deshalb eine Herausforderung sein!!!